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"Mittelmeerkrankheiten"

Einige Notfallhunde von Retriever in Not kommen aus dem Mittelmeerraum. In dieser Region können bei Hunden Erkrankungen auftreten, die bisher bei uns in Deutschland nicht heimisch und daher wenig bekannt sind. Da es sich bei unseren Notfallhunden zumeist um ehemalige Zuchthunde aus Massenzuchten handelt, die nicht auf diese Krankheiten getestet wurden, können wir keine Garantie dafür übernehmen, dass die Tiere nicht an einer dieser Krankheiten erkrankt sind.

Selbstverständlich werden alle Hunde, die schon in einer Pflegestelle von Retriever in Not e.V. irgendwelche Symptome zeigen, die auf eine dieser Erkrankungen hinweisen, tierärztlich untersucht und behandelt. Wenn der Hund jedoch bis zur Vermittlung keine Auffälligkeiten zeigt, kann erst nach Ablauf einer Frist von 6 Monaten nach der Einreise ein aussagekräftiger Bluttest gemacht werden, der eine Erkrankung an Babesiose, Ehrlichiose oder Leishmaniose endgültig ausschließen kann. Bei vielen Hunden wird bereits vor der Einreise nach Deutschland ein Mittelmeercheck gemacht. Bei Welpen und Junghunden kann erst ein Test 6 Monate nach Einreise endgültig Auskunft darüber geben, ob das Tier infiziert ist. In jedem Fall sollte 6 Monate nach Ausreise nochmals ein Bluttest gemacht werden um auszuschließen, dass sich der Hund in den letzten Tagen eine Infektion geholt hat.
Sollte ihr Hund an einer dieser Krankheiten erkrankt sein, muss sofort mit einer Therapie begonnen werden. Bei frühzeitiger Behandlung bestehen für alle Erkrankungen gute Prognosen.

Welpen können auch durch die Mutter infiziert worden sein. Da aber auch die Antikörper, also die Titerwerte, von der Mutter stammen können, kann eine endgültige Aussage erst nach 6 Monaten durch einen erneuten Mittelmeertest gemacht werden. Dann sollten sich die von der Mutter übernommenen Werte im Blut des Welpen neutralisiert haben.

Daher sollten Sie unbedingt nach Ablauf dieser 6 Monate durch ihren Tierarzt eine Blutprobe ihres Hundes zur Untersuchung auf die so genannten „Reisekrankheiten“ für Mittelmeerländer nehmen und vom Labor untersuchen lassen, um sicher zu gehen, dass ihr Tier nicht erkrankt ist! In unseren Tierschutzverträgen wird auf die Notwendigkeit dieser Maßnahme und das Testdatum noch einmal hingewiesen! Der Test umfasst die Untersuchung auf Babesien, Ehrlichien und Leishmanien (evt. auch auf Dirofilarien).

Bei dem Bluttest im Labor (es gibt auch einen so genannten Schnelltest, der jedoch nur einen Anhaltspunkt und keine genaue Ergebnisse liefert) wird das Blut des Hundes untersucht, ob Antikörper gebildet wurden. Deren Anzahl wird in dem Test bestimmt (Anzahl der Antikörper = Titerwert). Aufgrund der Höhe dieses Titers und anderer Parameter wird vom Tierarzt dann die Aussage getroffen, ob der Hund erkrankt ist.

Grundsätzlich können wir natürlich bei gar keinem unserer Notfallhunde ausschließen, dass er sich an einer der „Mittelmeererkrankungen“ infiziert hat, weder bei Zuchthunden, noch bei Abgabehunden. Denn wir wissen in den seltensten Fällen, wo die Hunde bereits gelebt oder Urlaub gemacht haben, bzw. ob sie irgendwo in (Süd-)Deutschland durch einen Stechmückenbiss infiziert wurden, was ja auch möglich ist.

In unseren Vermittlungsgesprächen werden Sie bei gefährdeten Hunden ausführlich über die Krankheiten und eine eventuelle Therapie informiert. Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen. Unser Team beantwortet Sie ihnen gern!

Informationen zu den so genannten „Mittelmeerkrankheiten“

Für Menschen und andere Hunde besteht in der Regel keine Infektionsgefahr, wenn die normalen Hygieneregeln beachtet werden (Vorsicht bei offenen Wunden, Ekzemen etc.). Bisher ist kein Fall nachgewiesen, bei dem sich ein Mensch durch seinen Hund an einer der Mittelmeererkrankungen infiziert hat. Es gibt also keinen Grund für Bedenken gegen die Aufnahme eines Hundes aus südlichen Ländern in das eigene Zuhause.

Babesiose (oder Piroplasmose)

Die Babesiose (auch Hundemalaria genannt) wird durch Zecken übertragen. Die Krankheit tritt in der ganzen Welt auf. Sie ist in Frankreich und Spanien weit verbreitet, aber sie kommt auch in Italien, Österreich, der Schweiz und mittlerweile auch in einigen Teilen Deutschlands (Berlin, Harz, Süddeutschland) vor. Die Babesien befallen die roten Blutkörperchen und zerstören sie, womit eine Blutarmut (Anämie) unterschiedlichen Grades hervorgerufen wird. Für andere Tiere oder Menschen sind die beim Hund krankheitsauslösenden Babesien ungefährlich. (Mit anderen Babesienarten können sich allerdings auch Menschen durch einen Zeckenbiss infizieren.)

Symptome: Übelkeit, Fressunlust und Apathie (Schwäche), später vor allem hohes Fieber und dunkler Urin.In Deutschland tritt vor allem die akut verlaufende Form auf. Sie zeigt sich nach einer Inkubationszeit von 5 bis 7 Tagen, in seltenen Fällen dauert die Inkubationszeit bis zu drei Wochen nach dem Zeckenstich. In der klassischen Babesioseregion (Südösterreich, Ungarn, Norditalien) sind die Jungtiere aufgrund der hohen Durchseuchung in der Regel durch Antikörper aus der Erstmilch der Mutterhündin geschützt, können jedoch zu immunen Überträgern werden (Vorsicht bei Bluttransfusionen).

Therapie: Bei erhöhtem Titer spritzt man ein Antiparasitikum. Nach 14 Tagen wird diese Medikation wiederholt. Eine erneute Titerbestimmung ist nach Ablauf von 6 Monaten notwendig. Die Krankheit kann geheilt werden. Ohne Behandlung allerdings ist der Verlauf tödlich.
Die wichtigste Prophylaxe ist das Absuchen des Tieres nach Zecken nach jedem Spaziergang und deren sofortige Entfernung. 

Aussichten: Bei rechtzeitiger Behandlung sehr gut. Die Krankheit kann geheilt werden. Wenn die Krankheit zu spät erkannt wird, kann sie zum Tod des Tieres führen. 

Ehrlichiose

Ehrlichiose ist eine akute bis chronische Infektionserkrankung, die durch Bakterien verursacht wird. Doppelinfektionen mit Babesien sind möglich, da beide Erreger von derselben Zeckenart übertragen werden. Ehrlichiose kommt überall in Europa vor, besonders häufig allerdings in südlichen und östlichen Ländern. Ehrlichien befallen die weißen Blutkörperchen und schädigen so das Immunsystem. Eine Hund-Mensch-Übertragung ist unwahrscheinlich, Menschen können sich aber selbst direkt durch einen Zeckenbiss infizieren. 

Symptome: Die Symptome sind schwer zu erkennen, denn sie sind unspezifisch und vielfältig. Alle Hunderassen, vor allem Welpen, können betroffen sein. Als Symptome gelten: hohes Fieber, Gelenkbeschwerden, Schwäche, Übelkeit, Erbrechen, starkes Abmagern des Hundes. Blutarmut (Anämie), Absinken der Thrombozyten (Blutsenkung), manchmal allerdings keine erkennbaren Symptome. 

Therapie: Ehrlichiose ist heimtückisch und kann selbst nach Jahren wieder auftreten. Eine regelmäßige Titerbestimmung nach 6 - 8 Monaten ist daher anzuraten. 
Therapie: Antibiotika, vornehmlich Doxycyclin, Tetracyklin etc. 

Aussichten: Rechtzeitig erkannt und behandelt ist Ehrlichiose heilbar. Unbehandelt kann die Erkrankung aufgrund einer andauernden Blutungsneigung zum Tod des Hundes führen.

Leishmaniose

Leishmaniose ist eine weltweit bei Mensch und Tier vorkommende Infektionskrankheit. Sie wird nur von Sandmücken übertragen, die neben Afrika und Asien in den Mittelmeerländern, aber auch im Süden Deutschlands und in der Schweiz vorkommen. 
Die Leishmanien befallen die weißen Blutkörperchen im Knochenmark und schädigen die Organe, besonders Leber, Milz, Nieren. Eine Übertragung durch Hundespeichel ist auszuschließen, denn der enthält keine weißen Blutkörperchen und somit auch keine Leishmanien. Lediglich bei blutenden Wunden des Hundes ist Vorsicht angesagt. Die Leishmanien sind allerdings an der Luft nicht lebensfähig und sterben sofort ab.

Leishmaniose kann durch die Bildung von Antikörpern im Blut festgestellt werden, daher sollte der Hund ein halbes Jahr nach Ausreise unbedingt erneut getestet werden.

Welpen können bei der Geburt von der Mutter infiziert werden. In einem einzigen Wurf kann es sowohl infizierte als auch gesunde Welpen geben. Manchmal weisen Welpen einen Antikörpertiter auf, ohne tatsächlich selbst infiziert zu sein. Die Werte gehen dann in der Regel im Laufe der ersten 12 Lebensmonate zurück. 
Eine Übertragung auf den Menschen ist weder über Hundebisse, blutende Wunden noch die Körperausscheidungen wie Kot und Urin wahrscheinlich. Im Umgang mit offenen Ekzemen sollte man jedoch Vorsicht walten lassen und auf besondere Hygiene achten.

Symptome: Die Krankheit stellt sich sehr vielfältig dar, da die Erreger fast sämtliche Organe des Körpers befallen können. Auffällig sind Hauterkrankungen wie offene Ekzeme bei vielen der erkrankten Tiere.
Erste Symptome: Durchfall, Trägheit und Appetitlosigkeit, langsamer Gewichtsverlust. Die Tiere lahmen, leiden unter großer Hitze, schlafen und hecheln auffallend häufig. 
Spezifische Symptome: Ausfransen der Ohren, Schuppenbildung. Hautveränderungen, überlange Krallen. Augenerkrankungen oder Haarausfall u.a. 
Die Erscheinungsformen der Erkrankung sind sehr unterschiedlich und u.a. auch abhängig von der Region, in der die Infektion stattgefunden hat. (mehr Infos unter http://leishmaniose.de und www.leishmaniose-forum.de

Therapie: In der Regel ist eine vollständige Heilung nicht möglich. Die Therapie konzentriert sich daher neben der Erregerelimination vor allem auf eine Stärkung des körpereigenen Immunsystems. 
Nach Titerbestimmung und Absprache mit dem Tierarzt auf den Hund abgestimmte medikamentöse Behandlung. Erneute und regelmäßige Titer Bestimmung nach 3 - 6 Monaten ist sehr wichtig. 
Therapie: Allopurinol (Allopurinol ist ein Arzneimittel zur Behandlung der chronischen Gicht).

Aussichten: Meist unheilbar, in wenigen Fällen sind Heilungen bekannt. Bei frühzeitiger Diagnose und speziell auf den Hund abgestimmter Therapie kann dem Hund für lange Zeit ein durchaus lebenswertes Leben geboten werden. Unbehandelt verläuft die Leishmaniose meist tödlich. 

Weitere Infos über die Mittelmeerkrankheiten finden Sie z.B. unter www.inselhunde.de und bei www.parasitus.com.
 

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